Statement MCBW Podiumsdiskussion der italienischen Aussenhandelskammer – Design IT!

Statement MCBW Podiumsdiskussion der italienischen Aussenhandelskammer – Design IT!

These: Nachhaltigkeit im Design entsteht durch kulturelle Verortung! Innovationen können auch durch Evolution entstehen!

Nachhaltigkeit im Design entsteht nicht nur durch entsprechende Materialien und die Beachtung der Regeln der Circular Economy. Nachhaltiges Design entsteht durch kulturelle Verortung. Was meine ich damit?

Die digitale Transformation fordert uns täglich zu disruptiven Innovationen auf. Disruptive Geschäftsmodelle à la Silicon Valley wie die von Amazon, AirBnB oder Uber. Die digitale Transformation ist jedoch kein rein technologischer Prozess basierend auf Big Data, IoT oder künstlicher Intelligenz und Algorithmen. Ihr wesentlicher Impact ist auch nicht die Veränderung unserer Arbeitswelten, oder die Art und Weise wie ganze Arbeitsbereiche verschwinden oder neue entstehen. Ihr wesentlicher Impact ist ihr Impact auf die Gesellschaft im Sinne einer Demokratisierung des Wissens und der Kommunikation, der sozialen Teilhabe und der Veränderung der Medien. Auf neue Anforderungen wie Offenheit, Transparenz und Vernetzung. Die digitale Transformation führt so zu einer kulturellen Transformation.

Ist eine kulturelle Transformation aber nicht eher ein evolutionärer denn ein disruptiver Prozess?

Wir sind hier nicht in Amerika. Wir haben eine andere Geschichte, eine andere Kultur und eine andere Wirtschaftsstruktur. Klar sollten wir von Amerika lernen, von ihrer Fehlerkultur und ihrer Risikobereitschaft. Wir sollten von den Start-Ups lernen, aus der Geschichte und insbesondere aus den Fehlern der Globalisierung, die gerade im Bereich der Gestaltung zu Uniformismus führte.

Kulturelle Haltungen beschleunigen oder verlangsamen Innovationen. Dies wird deutlich, wenn wir uns die Betrachtungsweise eines Roboters klar machen: in Japan sieht man ihn als Freund, in China als Kollegen, in USA als Diener und in Deutschland noch als Feind.

Eine kulturelle Transformation muss die Kultur respektieren und sie in einem evolutionären Prozess verwandeln. Nachhaltigkeit im Design entsteht durch kulturelle Verortung.

Innovationen können auch durch Evolution entstehen. Und Zukunft braucht auch Herkunft!

Ist dies methodisch belegbar?

Ja, das ist es. Wir haben am Institute International Trendscouting der Fakultät Gestaltung an der HAWK Hildesheim eine solche Methode entwickelt oder besser gesagt einen Methodenmix.

Produkte, Gebäude und Städte, die wir heute gestalten, sind Prognosen wie wir in Zukunft leben werden. Damit Prognosen nicht notwendigerweise immer falsch sein müssen, müssen wir uns mit den zukünftigen Anforderungen auseinandersetzen. Um Szenarien für künftige Farbwelten, Produkte oder Materialien zu entwickeln werfen wir nach Odo Marquard „Zukunft braucht Herkunft“ den Blick zunächst in die Vergangenheit und betrachten seine Entwicklung im Spannungsfeld zwischen technologischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Veränderungen, um hieraus seine Werte, seine Codierung zu verstehen. Diese Werte oder Codierungen überlagern wir dann in der Gegenwart mit den relevanten Trends und Anforderungen für die Zukunft und gelangen so zu Szenarien zukünftiger und nachhaltiger Produkte oder Materialien. Eine sehr visuelle Methode, die sich auf die kulturelle Codierung bezieht und bereits an vielen erfolgreichen Beispielen belegen kann, dass Innovationen auch evolutionär möglich sind und Zukunft wirklich Herkunft braucht.