Rotes Haus Karlsruhe

Rotes Haus Karlsruhe

Lebendiges Denkmal

Das Motto des Denkmaltages 2020 „Chance Denkmal: Erinnern, Erhalten, Neu denken“ veranlasste die Herausgeber, den Verlag Akademie Rotes Haus und den Freundeskreis Rotes Haus Karlsruhe e. V., zu einer kompakten Publikation mit dem Ziel, das Baudenkmal in seiner gesamten Breite und Wirkung zu verstehen und die Aspekte, die über das rein städtebauliche, bauliche und ikonographisch Wirksame hinausgehen, auf die Tätigkeiten der Akteure in dem Gebäude zu erweitern. Ein historischer aber auch philosophischer, konzeptioneller und zugleich zukunftsgerichteter Blick auf ein lebendiges Denkmal im Sinne einer steingewordenen Geschichte, die uns nicht nur von der Lebensweise unserer Vorfahren lernen lässt, sondern maßgeblich auch einen Teil unserer eigenen Identität bedeutet.

Nach einem einleitenden Zitat von John Ruskin: „Alle Baukunst bezweckt eine Einwirkung auf den Geist, nicht nur einen Schutz für den Körper.“ kommen auf kompakten 80 Seiten mehr als 20 Autoren unterschiedlichster Branchen zu Wort – aus Architektur, Politik, aktiver Bürgerschaft, Institutionen und Therapeuten, Historiker, Kunst und Kultur – ergänzt um umfängliche Fotos aus Vergangenheit und Gegenwart, Dokumente und Zeichnungen.

Das Rote Haus, die ehemalige Meierei, heute noch den meisten weit weniger bekannt als seine benachbarten architekturtouristischen Ziele wie Gartenstadt und Dammerstocksiedlung, die die Geschichte des Wohnungsbaus mitgeschrieben haben, ist neben einem alten Mühlenbauwerk der einzig verbliebene Zeitzeuge der ehemaligen Schlossanlage der Rüppurrer Schlosses aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Das Rote Haus blickt heute auf eine bewegte Geschichte zurück und zugleich auf eine bewegende Gegenwart und nicht minder spannende Zukunft. Diente es in den Nachkriegsjahren als Wäscherei, bot es in den 1970er Jahren einer Druckerei Raum und erhielt auch in diesen Jahren erstmals seinen namensprägenden roten Anstrich. Nach aufwändiger und zugleich schonender Sanierung Ende der 1990er Jahre wird es seit 25 Jahren als Therapiezentrum und Ort der Begegnung und Kultur genutzt.

Ein lebendiges Denkmal, das neben heutigen Aspekten der Denkmalpflege im Sinne der Ressourcenschonung, eines bewussteren Umgangs mit unserem Planeten und dem eigenen Handeln insbesondere einen identitätsstiftenden Beitrag für unsere Geschichte, Gegenwart und unsere Zukunft bedeutet.

Möge diese Publikation neben dem Beitrag zur Geschichte von Rüppurr, einen Beitrag dazu leisten, Architekturtouristen und der gesamten Gesellschaft neben Gartenstadt und Dammerstocksiedlung einen weiteren identitätsstiftenden Baustein ins Bewusstsein zu rufen. Möge sie dazu beitragen, die Bedeutung eines Baudenkmals nicht nur auf die Vergangenheit, sondern insbesondere auf Gegenwart und Zukunft darzustellen. Möge sie zu vermitteln, wie eng Architektur und Gesellschaft miteinander verwoben sind – das Thema, das mich seit Anbeginn meines architektonischen Interesses beschäftigt und meines Erachtens bis heute in Fachdiskussionen zu kurz kommt. Diese kleine Schrift kann einen Beitrag dazu leisten. So danke auch ich den Initiatoren und Unterstützern dafür.

Herausgeber: Verlag Akademie Rotes Haus und Freundeskreis Rotes Haus Karlsruhe e. V.

ISBN 978-3-923222-22-3