colorCODES

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Es ist eigentlich schon lange kein Geheimnis mehr, dass sich die regional differierenden Erscheinungsbilder unserer Städte zu einem wesentlichen Teil aus der ursprünglichen Gebundenheit an die Materialien einer Region entwickelten. Diese autochthone Architektur – eine Architektur ohne Architekten – war dabei stets auch klimanagepasst und nachhaltig, sodass ihr heute wieder ein Mehr an Beachtung geschenkt wird. Und trotzdem … Die Industrialisierung bedeutete hier einen großen Einschnitt, machte sie doch mehr und ortsungebundene Materialien verfügbar. Und nicht zuletzt die Globalisierung führte mit vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten zu gestalterischer Willkür, zu weltweiter Uniformität in der Gestaltung und somit zu einem Identitätsverlust unserer Stadtbilder im Sinne eines Kulturguts und zu einem Verlust unserer eigenen kulturellen Codierung.

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Denn gestalterische Parameter wie Material, Farbe, Struktur und Form im Zusammenspiel mit technologischen, kulturellen und gesellschaftlichen Parametern bestimmen maßgeblich das Erscheinungsbild einer Stadt, welches von Betrachtern als „Zeichensystem“ wahrgenommen, decodiert und bewertet wird. Dieses System wird heute weitestgehend von Gestaltern generiert. Die Farbigkeit und Materialität raumbildender Elemente, wie beispielsweise Fassaden und Bodenbeläge, sind in diesem Gefüge eine wichtige städtebauliche Wahrnehmungsgröße. Dies erkannte bereits 1790 der bürgerliche Baumeister Schmidt in Gotha und legte eine Farbpalette für Hochbauten fest. 

Thierstein, Wiese und Nemeth formulieren 2011, dass als Teil der Umwelt, der gebaute Raum und der entstandene Ort das verdichtete Ergebnis vergangener Planungs-, Gestaltungs- und Aushandlungsprozesse einer Stadt sind. Die Bedeutung dieses Raums entwickelt sich dabei stetig weiter und besteht in der Regulierung von Aktivitäten, Planung und weiterführender Gestaltung sowie den jeweiligen Wahrnehmungen der Menschen weit über seinen Entstehungszeitpunkt hinaus: „Der Ort an sich ist damit kein jemals fertigzustellendes oder abzugrenzendes Produkt, sondern immer im Begriff der Entstehung befindlich, insbesondere durch den zeitlichen Versatz von Ursachen und Wirkung im Städtebau.“ Gerade dieser Umstand fordert eine sichtbare Leitlinie als Masterplan, die Vergangenheit, dynamische Gegenwart und wünschbare Zukunft verbindet und Stadt als Code fixiert. 

Farbe ist dabei ein Sammelbegriff, der oft mit einem Werkstoff, einem Anstrichmittel und eher technischen Komponenten verbunden wird. Die Studie colorCODES widmet sich zunächst der Wahrnehmung und dem gestalterischen Aspekt von Materialität und Farbe in der Architektur. Material und Farbe als kulturelle Codierung und als identitätsstiftendes Merkmal im Stadtraum wird erfasst, analysiert und bewertet. Ziel der Studie ist es, das Themenfeld Stadt-Material-Farbe und Identität aufzuarbeiten, sichtbar zu machen, zu diskutieren und letztendlich interessierten Verwaltern, Planern und Gestaltern als Information für die eigene Arbeit zur Verfügung zu stellen.

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