Retti-Palais – Neues, altes Kleinod im mittelfränkischen Ansbach
Nach langer Planungszeit naht endlich der Baubeginn
Das Retti-Palais – Kleinod der mittelfränkischen Residenzstadt Ansbach – sieht nach langer Zeit, in der es leer stehend zunehmend dem Verfall preisgegeben war, nun endlich wieder einer kulturellen und öffentlichen Nutzung entgegen.
Der Name geht auf den lombardischen Hofarchitekten Leopoldo Retti zurück, der das Haus ursprünglich als sein Wohnhaus entworfen hatte, es selbst aber nie bezog. Nach vielen Jahren illustrer Bewohner und Jahren des Leerstands wurde das Areal, welches seit einigen Jahren durch einen Förderverein in das öffentliche Interesse gerückt wurde, nun von einem privaten Kunstsammler erworben, der den geschichtlich bedeutsamen Stadtpalast endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Neben der Sanierung der spätbarocken, denkmalgeschützten Bestandsbauten entsteht eine Erweiterung, die neben technischer Infrastruktur und barrierefreiem Zugang insbesondere auch das Museumsfoyer beheimaten wird.
Der Neubau, dessen Entwurf auf das Ellinger Büro für Architektur und Denkmalpflege Feulner und Häffner zurück geht, fügt sich sensibel zwischen die prachtvollen, fein gegliederten Fassaden der Bestandsbauten ein, um gleichzeitig in Materialität und Gestaltung seine Identität im Jetzt nicht zu verleugnen. Um diese Herausforderung erfolgreich zu meistern, wurden die Experten von FTR mit der Planung und Ausschreibung der Fassaden betraut, die sich von der Planung über die Fertigung bis hin zur Montage erstrecken.
Vor diesem Hintergrund vereinfachten die Rosenheimer zunächst den Grundriss der doppel-S-förmig geschwungenen Fassade von ihrer Basis barocker Ellipsen zu sich überlagernden Kreisbögen. Doch auch die kreisförmige, einladende Geste dieser Grundform birgt durch ihre differenzierten Biegungen Herausforderungen in allen Details.
So besteht die Erdgeschossfassade aus einer Dreifachverglasung aus Weißglas und low-e-Schichten, die sich je nach Biegerichtung an unterschiedlichen Positionen befinden müssen, um eine möglichst gleichmäßige Ansicht und zugleich einen guten g-Wert für den Sonnenschutz zu erreichen. Diese Komplexität nimmt im Obergeschoss noch zu. So stellt der vorgehängte Wartungsgang hinter dem feststehenden, außenliegenden Sonnenschutz die größte Herausforderung des Projekts dar. Dieser besteht aus zwei Lagen Messingblechen, die in jeweils fünf Meter hohen Streifen, gebogen und großflächig gelasert sind. Da sich die beiden Blechlagen in einem Abstand von 25 mm zu einander befinden, weisen sie demzufolge unterschiedliche Radien und Abwicklungen auf. Damit das gestaltprägende Muster jedoch nicht im Verlauf Versätze aufweist, sind hier wiederum keine Kreise, sondern Ellipsen mit sich verändernden Breitenradien erforderlich.
Und so schliesst sich hier der Kreis – von der Ellipse zum Kreis zur Ellipse. Dass das neue, alte Retti-Palais aber auf alle Fälle eine runde Sache werden wird, davon sind die Fassadenexperten aus Rosenheim überzeugt und freuen sich auf die Umsetzung des herausragenden Kleinods.