Mensch im Mittelpunkt
Nachdem ich lange beklagt habe, dass der menschliche Maßstab oder der Mensch als solches in der Architektur zu kurz kommen. Nachdem ich spätestens seit meiner Tätigkeit an der Fakultät Gestaltung durch den Perspektivwechsel ein Verständnis dafür entwickelt habe, da es ursächlich auch in den unterschiedlichen Maßstäben der handelnden Berufsgruppen begründet liegt. Prangt heute die für mich damals so wichtige Haltung „Mensch im Mittelpunkt“ am Portfolio nahezu jedes Architekten.
Dass dieser Wert, der eigentlich immer schon eine Selbstverständlichkeit sein sollte, somit zur Floskel wird, ist das eine. Das andere aber ist, dass dieser gerade heute nochmals in seiner Bedeutung überdacht werden sollte.
Geht es nach der Hyperindividualisierung vergangener Jahrzehnte heute tatsächlich noch um das Individuum oder um Wir-Kultur und damit um die Gesellschaft? Dies würde dann bedeuten, dass aus „Mensch im Mittelpunkt“ „Menschen im Mittelpunkt“ werden müsste. Reicht das aus, um den aktuellen und insbesondere den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden?
Ist es nicht an der Zeit, noch einen Schritt weiter zu gehen und sich die Zerstörungen vor Augen zu führen, die die Menschen im Zeitalter des Antropozäns durch ihre Selbstzentrierung verursacht und mit denen wir heute bereits zu kämpfen haben – von künftigen Generationen gar nicht zu sprechen?
Müssten wir unser Denken und Handeln heute und in Zukunft nicht eher auf den Kontext, die Natur und die Umwelt fokussieren? Sollte aus „Mensch im Mittelpunkt“ nicht eher heute „(Um-)Welt im Mittelpunkt“ werden?
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