Regional ist das neue Bio

Regional ist das neue Bio

Trendkolumne Hotel und Technik: Healthy Hotels

Healthstyle, Downshifting, Bodytuning, DIY-Analytics, Personalised Medicine oder Preventive Healthcare sind Begriffe, die auch in unseren Sprachgebrauch vermehrt Einzug halten. In Zusammenhang mit dem Demographischen Wandel werden diese gerne erweitert um Downaging, Ambient-Assited-Living, Active Aging, telemedizinische Versorgung oder auch Senior-Targeting als neuen Markt.

Tatsächlich steht der Begriff Gesundheit seit 2014 auf Platz 1 des Werteindex des Hamburger trendbüros und wird von Trendforscher Prof. Peter Wippermann hier wie folgt beschrieben: „Die Gesundheit steht im Fokus einer leistungsorientierten Gesellschaft: Selftracking und Vernetzung verleihen Selbstoptimieren neue Möglichkeiten. Die Crowd wird zum ernst genommenen Player im Gesundheitssystem. Auf das Engagement und die Eigeninitiative des Menschen kann das Gesundheitssystem der Zukunft nicht verzichten. Unternehmen können den einzelnen hierbei gezielt unterstützen.“

War Gesundheit früher die Abwesenheit von Krankheit ist heute ein effektives Selbstmanagement des eigenen Wohlbefindens zum Imperativ unserer Gesellschaft und somit des Lebensstils geworden. Dieser Lebensstil entwickelt sich vom passiven Wellnessnutzer zum aktiven Selbstoptimierer. Ernährung, Bewegung und Entspannung werden zu wichtigen Bausteinen des Lifedesigns. Individualisierte Ernährung und Medizin, Gesundheitsmanagement durch Bewegung gewinnen genauso an Bedeutung wie ein Bewusstsein für erweiterte Zusammenhänge wie die Herkunft des Essens, der Baumaterialien oder auch der Energie.

Dies hat nicht nur Folgen für die Medizin, die sich vom spezialisierten Reparaturbetrieb zum Sektor der Gesundheitsprosumenten verändert, sondern führt zu Veränderungen auf allen Ebenen des Zusammenlebens. Gerade das Hotel, das weit mehr ist als eine reine Beherbergungsstätte, vielmehr die Welt im kleinen und somit Spiegel der Gesellschaft wird sich dieser Veränderung öffnen müssen, bietet sie doch auch grosse Chancen.

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Die meisten Hotels haben seit der Jahrtausendwende begonnen den Wellnesstrend zu leben. Dies wird alleine nicht reichen den Markt der Selbstverbesserung umfassend zu bedienen. Es geht um Steigerung der Lebenskompetenzen auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene im Sinne einer Haltung und eines Prozesses, um den sich herum gerade umfassende neue Marktsegmente entwickeln. 

„Von Wellness zu Selfness“ erfordert neue Angebotspaletten für das Hotel der Zukunft. „Soft Health“ meint nicht das das Hotel selbst zum Rehazentrum werden soll. Es geht um intelligente ganzheitliche Genusskonzepte von mentaler Fitness als Kernmarkt der Verjüngungsbranche bis hin zu attraktiven Sportangeboten für Selbstoptimierer. Begreift sich das Hotel als offene Plattform, integriert in seinen städtischen Kontext muss es diese nicht alle selbst vorhalten, es muss sich vernetzen. „Third places“ als ausgelagerte Funktionen führen zwar räumlich zu einer Dezentralisierung und Fragmentierung, gewährleisten gleichzeitig aber ein ganzheitliches Angebot. 

Die geforderte Kontextualisierung, das Bewusstsein für Region, Herkunft und fairen Umgang damit, betrifft Natur und Städte. Region ist das neue Bio. Natur dient als neue Messlatte des Menschen und ist regional verortet. Je mobiler, globaler und digitaler die Welt wird, desto wichtiger wird die sinnliche reale Erfahrung, das Ursprüngliche und Authentische – nachhaltige Hotelkonzepte mit authentischer Architektur, regenerativer Energiegewinnung, natürlichem Design, regionaler Kost und ortsspezifischen Wellnessanwendungen können hier punkten. Regionale Rohstoffe in der Architektur, Einbindung lokaler Betriebe und Manufakturen und der Rückgriff auf regionale Bautraditionen erleben positive Resonanz. Bio allein reicht nicht mehr, regional und authentisch ist die Zukunft.

Neben der Nutzung gesundheitsfördernder Bau- und Einrichtungsmaterialien wächst auch die Bedeutung des Tageslichts im Sinne multisensorischer Wahrnehmung des Umfeldes. Die verwendeten Materialien schaffen dabei einen Spagat zwischen Natürlichkeit und neuen Technologien, die auch hier die Umsetzung der erweiterten Anforderungen erleichtern. Intelligente Gebäude- und Raumsysteme auf der Basis von Sensorik und dem Internet der Dinge connecten sich mit Wearables oder den Smart Devices des Gastes und schaffen individualisiertes Raumklima oder gar einen gesundheitlichen Zusatznutzen von Einrichtungsgegenständen.

Erste Hotels machen sich diese Entwicklung zunutze und positionieren sich als Healthy Hotel, indem sie beispielsweise ihr Hotel als plastikfreie Zone ausweisen, über integrierte Schalterlösungen Elektrosmog ausschalten, Langsamkeit schaffen und  Orte der Ruhe als neuen Luxus generieren oder einfach auch „Softhealth“ eher als Genussplan denn als Diätprogramm versprechen.

Veröffentlicht Hotel und Technik 2017

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