Zu Gast bei Le Corbusier
FTR lernt von den alten Meistern
Heute besuchen wir eines der 17 Weltkulturerbeprojekte von Le Corbusier an der Porte Molitor in Paris. In den Jahren 1931 bis 1933 errichtet, war es weltweit das erste Wohngebäude mit vollständig verglaster Fassade und somit einer sensationellen Tageslichtnutzung, die auch uns bei all unseren Projekten stetig beschäftigt. Wie war das zur damaligen Zeit möglich?
Der architekturtheoretische Hintergrund liegt in seinen 5 Thesen zur Architektur, die auch im „Domino“-System zusammengefasst wurden: Stützen, Dachgarten, freie Grundrissgestaltung, Fenster und die freie Fassadengestaltung. Der praktische einerseits in seinem städtebaulichen Kontext und andererseits im Einsatz von Stahlbeton, ohne den die freie Grundrissgestaltung niemals möglich gewesen wäre.
Beim genaueren Hinsehen entdecken wir zahlreiche spannende Detaillösungen wie den Einsatz von Glasbausteinen und farbigen Gläsern, die schlanken Profile und gut designten Beschläge, die differenzierten Tageslicht- und Sonnenschutzlösungen, die Gestaltung der Treppen und ihrer filigranen Geländer bis hin zum Dachgarten und seiner sensationellen Aussicht über Paris. Wenn man ob der heutigen Anforderungen diese wunderschönen Details auch nicht mehr direkt übertragen kann, so lohnt sich dennoch der Besuch. Denn spätestens in LCs eigenem Studio im 7. und 8.Geschoss, in dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1965 lebte und arbeitete, kann man nicht nur seine Farbenlehre, die „Polychromie architecturale“, live erleben, spätestens hier springt der Geist des Altmeisters vollständig auf einen über.
Das Mehrfamilienhaus an der Grenze zwischen Boulange-Billancourt und dem 16. Pariser Arrondissement wurde 2016 im dritten Anlauf mit folgender Begründung neben 16 weiteren Projekten ins Weltkulturerbe aufgenommen: Die 17 Objekte verkörperten «aussergewöhnliche architektonische und konstruktive Antworten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts».
Dem können wir nach unserem Besuch bedingungslos zustimmen. So lernt auch ihr wie wir von den alten Meistern. Der Ein Besuch lohnt sich.
Fotocredits: Dr. Lutz Schöne