Worklifebalance vs. Beruf als Berufung?
Forderungen nach Work-Life-Balance gibt es schon seitdem ich denken kann. Als zeitlicher Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag wurden sie in Zeiten des wirtschaftlichen Wachstums insbesondere durch vermehrte Burn-Out-Erkrankungen immer lauter. Aber passen die aktuellen Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche zu unserer heutigen Postwachstumsphase, die mit den wirtschaftlichen Konsequenzen schrumpfender Erwerbstätigenzahlen zu kämpfen hat? Gibt es DIE Work-Life-Balance, die allein einen zeitlichen Ausgleich fokussiert überhaupt oder sollten wir das Thema heute nicht vielleicht differenzierter betrachten?
Vielleicht ist es eine Frage der Persönlichkeit, vielleicht eine Generationenfrage oder auch die des gewählten Berufs, weshalb ich die Diskussion nie ganz nachvollziehen konnte.
Es gibt Berufe, die mehr sind als ein Job. Und meiner, der des Architekten ist ein solcher. Er ist Berufung und damit macht er auch Freude und fordert keine Auszeit von selbigem. Man kann gebautem Raum ja auch fast nie wirklich entkommen, ist stets umgeben von ihm und beschäftigt sich mit selbigem – ob im Alltag oder im Urlaub in fernen Städten oder Ländern.
Und doch, auch wenn ich mich nicht einer Forderung der 4-Tage-Woche anschliessen werde, weil ich meine Tätigkeit nach wie vor liebe, so brauche auch ich meine Momente der Entspannung – das können auch nur kurze Auszeiten in der Natur und insbesondere auf dem Wasser sein.
Vielleicht ist es auch eine Frage der Lebensphase, die den Blick auf die Balance zwischen Arbeit und Freizeit verändert. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass es unterschiedliche Formen der Work-Life-Balance gibt, die nicht allein an den Zeitaufwänden für das eine oder das andere festzumachen sind.
Daher gilt für mich: Work-Life-Balance und Beruf als Berufung.