Wie viele Städte braucht die Stadt?

Wie viele Städte braucht die Stadt?

„Die Stadt erscheint mir ein System zu sein, das mehr und mehr an seine Grenzen gerät.“ proklamierte jüngst Rem Koolhaas in einem Interview der brandeins. 

Zweifelsohne stehen unsere Städte vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Steigende Boden- und Immobilienpreise, Wohnungsengpässe durch knappe Flächenreserven und Flächenkonkurrenzen. Verkehrs- und Infrastrukturprobleme verursachen Umweltkonflikte und Anforderungen an Klimaneutralität und Digitalisierung. Leerstandsquoten und Gewerbesteuerausfälle, demographischer Wandel und Gentrifizierung bis hin zu wachsenden Mitspracheforderungen der Stadtgesellschaft führen bewährte Modelle an ihre Grenzen. 

Zugleich liegt gerade in der Nähe zu den Menschen eine große Chance der Kommunen wie Benjamin R. Barber in „If Mayors Ruled The World” so treffend beschrieb. Haben die Städte dies bereits erkannt? Welche Zukunftsstrategien und konkreten Ansätze verfolgen sie?

Seit einiger Zeit werden zahlreiche Theorien und Modelle diskutiert, die nun endlich das lange überkommene Modell der „Autogerechten Stadt“ ablösen sollen. Von Identitätsstiftender Stadt zu Offener Stadt, von Produktiver Stadt zu Vernetzter Stadt, von dichter Stadt zu Resonanzstadt, von Grüner und Blauer Stadt zu Mobiler Stadt und 15-Minuten-Stadt bis hin zur Region als Stadt, um nur einige zu nennen.

Welches der Modelle wird die Zukunft unserer Städte bestimmen oder wird es ein gesunder Mix sein? Wer hat die Wahl, das Modell zu bestimmen? Wem gehört überhaupt die Stadt? Wie erfolgt der Umgang mit den Schichten der Geschichte? Wieviel Herkunft braucht Zukunft? Können wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen oder lernen wir vielleicht von anderen Städten wie Kopenhagen oder Malmö, Paris oder Rotterdam, London oder Mailand, New York, Vancouver oder Zürich? Geht es um Stadtplanung und neue Konzepte oder eher um invasive Eingriffe im Sinne einer Korrektur des Stadtkörpers? Was bedeutet für die Postwachstumsgesellschaft überhaupt Wachstum? Geht es weiterhin um Quantität, Wirtschaftlichkeit und Funktionalität oder vielmehr um identitätsstiftende Qualität? 

Das System Stadt erfordert in seiner Komplexität eine über die Grenzen einzelner Fachdisziplinen, Referate, Kommunen und Nationen hinausgehende Zusammenarbeit und das Engagement eines jeden von uns. Nur so können unsere Städte auch künftig lebenswert und identitätsstiftend sein – als STADT FÜR ALLE.