Wasser in der Stadt
Heute möchte ich an dieser Stelle die beispielhafte Bachelor-Thesis zweier Studierender im Rahmen der Interventionsklasse am Lehrstuhl Urban Design der TUM Architektur von Benedict Boucsein, unterstützt von Matthias Faul. Die Arbeit von Valerie Lemke und Paul Seelinger liefert wichtige Impulse für die tägliche Planungspraxis unserer Städte.
„Wie können wir unsere Städte auf die Zukunft vorbereiten und wie möchten wir in Zukunft leben? Wie muss sich unsere Herangehensweise an den Städtebau ändern und welche Akteur*innen spielen dabei eine Rolle? Wie können wir selbst etwas bewegen und auch andere Menschen für diese wichtigen Themen des zukünftigen Städtebaus sensibilisieren?
Die freie Bachelorthesis im Rahmen der Interventionsklasse der Professur für Urban Design (TUM) bietet die Möglichkeit, sich mit gesellschaftsrelevanten Themen und Problemen unserer Zeit zu beschäftigen und für jene – auf einem interdisziplinären Weg und im städtischen Raum selbst – städtebauliche Lösungen zu finden.
Der Klimawandel, die Beschleunigung des digitalen Zeitalters, die zunehmende Entfremdung der Gesellschaft … wie können wir uns diesen komplexen, vielschichtigen Themen und Problemen unserer heutigen Zeit annähern und einen Beitrag zu deren Lösung leisten?
In Hinblick auf unser Projektgebiet Neuperlach und die bereits jetzt spürbaren Hitzeperioden des Sommers, gab es ein Thema, das uns besonders am Herzen lag: das Wasser und dessen Sichtbarkeit zurück in unsere Städte zu bringen.
Die blaue Infrastruktur hat einen bedeutenden Anteil an der Klimaresilienz und Hitzeminderung unserer Städte und gerät bei der Umstrukturierung unserer Städte oft in den Hintergrund. Mittlerweile ist uns bewusst, wie wichtig die Renaturierung von kanalisierten Stadtbächen und Wasserflächen ist, aber nicht, welche Auswirkungen Brunnen auf unseren Stadtraum und unsere Gesellschaft haben können.
Brunnen können mehr sein als reine Zierelemente, sie können zu unserer öffentlichen Wasserversorgung beitragen und unsere städtische Lebensqualität erheblich steigern, wenn wir ihr Potenzial erkennen und stärken.
Daher war und ist es uns ein besonderes Anliegen, auf die Bedeutung von Brunnen, Wasserspielplätzen und Trinkwasserspendern für ein Quartier aufmerksam zu machen, sowohl aus klimatischer als auch sozialer Sicht, und zu zeigen, dass es notwendig ist, diese wieder in unsere Stadtplanung zu integrieren.
In dem Booklet unserer Bachelorarbeit haben wir unsere Ideen und Anreize für neue Wasserplätze, die Umnutzung von Brunnen und die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung zusammengetragen. Dabei standen Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und die aktive Einbindung und Mitwirkung der Anwohner*innen von Anfang an im Vordergrund. Eine Bottom-up-Bewegung auf der einen Seite und die Zusammenarbeit mit der Stadt München auf der anderen Seite, verfolgen das Ziel, dass wir unseren Stadtraum wieder gemeinschaftlich und qualitativ gestalten.
Unsere Vision ist es, eine lebendige und resiliente Stadt zu schaffen, in der das Element Wasser einen bedeutenden Platz einnimmt.
Wir alle können zu einer nachhaltigeren Umgestaltung unserer Städte beitragen und gleichzeitig unsere Wohn- und Lebensqualität erhöhen. Wir müssen nur klein anfangen!„
Text: Valerie Lemke