Es geht um Haltung.
Vermutlich denkt man primär an die äußere Haltung und damit an die Art und Weise, besonders beim Stehen, Gehen und Sitzen insbesondere das Rückgrat zu halten. Diese Körperhaltung kann gut, gebückt, gerade, aufrecht oder auch (nach)lässig sein. Ob bei Kindererziehung oder Militär – offenbar haben die beiden mehr gemeinsam als einem lieb ist – wird uns beigebracht Haltung anzunehmen, aufrecht zu sitzen und gerade zu gehen.
Aber Haltung bedeutet weit mehr als die äußere Körperhaltung, auch wenn sich die innere und die äußere Haltung nicht voneinander zu trennen sind. Die innere Haltung ist die Grundeinstellung, die Gesinnung eines Menschen, die sein Denken und sein Handeln prägt.
Die Komplexität unserer Welt macht, eine klare Haltung einzunehmen, immer schwieriger und doch wichtiger denn je. Wir brauchen Mut, eine klare Haltung einzunehmen, wie wir beispielsweise sozialen und politischen Ungerechtigkeiten begegnen. Wir brauchen eine klare Haltung gegenüber den Anforderungen des Klimaschutzes, um unsere Welt auch für künftige Generationen lebenswert zu erhalten und zu gestalten. ETC.
So brauchen auch Architekten und Architektinnen eine klare Haltung.
„Man muss sich entscheiden, welche Haltung man dazu einnimmt.“ Dieser Satz ist in Architektenkreisen oft zu hören. Er wird sowohl gegenüber Bauherrn wie auch Kollegen und Studierenden geäußert. Haltung ist der Feind der Beliebigkeit. Haltung ist eine bestimmte Art, auf die Welt zu blicken. Für uns Architekturschaffende geht es aber auch um eine Haltung gegenüber dem Kontext und der Gesellschaft, gegenüber den Anforderungen des Klimaschutzes, der Bauökologie oder der Kreislaufwirtschaft. Es geht heute und in Zukunft im Rahmen der Bauwende auch um eine Haltung gegenüber dem Bestand vs. Neubau.
Haltung kann Orientierung und einen „roten Faden“ bieten. Manchen bietet sie Gewissheit. Sie kann – wenn sie dogmatisch wird – aber auch zur Verengung und Erstarrung führen.
Foto: Florian Holzherr